Manchmal bekommt man emails, die einen in der Weise anrühren, dass man darüber nachdenkt, wie es eigentlich dazu kommt, dass man im Moment Dinge tut, die einem viele Jahre unwichtig waren, im Hintergrund lauerten, nicht sichtbar.
Ich bin ein paar Jahre sehr intensiv gelaufen, nicht schnell aber oft verhältnismäßig weit. Was mich darabei am meisten beeindruckte war das Gefühl von mir selbst, ich habe mich selbst gefühlt, habe Kraft gespürt, Erschöpfung, Befriedigung, habe vielen Gedanken nachgehen können oder besser habe sie schweifen lassen können beim Blick über die Felder. Es war wundervoll soviel Kraft zu haben. Aber zum großen Teil beruhte diese ganze Kraft auf einem Nicht-ausgefüllt-sein, auf einem Warten. Sowas weiß man oder ich zumindest erst im Nachhinein. Natürlich trauere ich dieser Kraft auch nach, denn ich habe sie nicht mehr. Dauerhafter Schlafentzug ist eine bewährte Foltermethode. Ich kann viele Dinge tun, aber die Kraft ist in der Vergangenheit oder der Zukunft geborgt. Irgendwann muss ich sie wohl zurückgeben.
Trotzdem ist es so, dass mich erst die Kinder, die ja nun alle Kraft beanspruchen überhaupt erst zu so etwas wie kreativer Tätigkeit geführt haben. Ich bin in altem Sinne erst seit der Geburt von Vincent tätig, so recht erst sogar erst seit Elisabeths Geburt. Die Beschäftigung mit Wolle und Stoffen, das Fertigen kleiner Dinge, die Bestand haben ist neu in meinem Leben und geben mir weniger ein Selbstgefühl als ein Gefühl der Freude oder auch Nützlichkeit für jemanden, vor allem Freude.
Natürlich gab es immer mal kleinere Epochen im Leben, in denen ich handarbeitlich beschäftigt war, aber eben nicht so intensiv und nachhaltig.
Das Selbst-Gefühl ist also in den Hintergrund getreten und dafür gibt es Tätigkeit für andere. Aber natürlich ist das Gefühl, etwas zu fertigen ebenfalls befriedigend und auf andere Weise kraftspendend.
Und ich wünsche mir auch wieder etwas Kraft, die ich anlegen kann in erlaufenes Selbstgefühl, das ist nicht weg, wird aber ganz sicher nie wieder so bestimmend sein.
Maß finden!
4 Kommentare:
Deine Worte sind wunderbar und ich kann dich sehr gut verstehen, es geht mir ähnlich. Das schnelle Laufen mag ich auch und das "zu mir" finden während diesen Touren ist durch nichts zu ersetzen.
Danke für deinen schönen Post - die Sonne scheint hir und so werde ich es ausnutzen heute...
Liebe Grüsse
Brigitte
Liebe Mandy,
das hast du wirklich sehr schön ausgedrückt. Man merkt, du schreibst hier mit dem Herzen.
Liebe Grüße
Dirk
Aufgrund Deiner fabelhaften Beschreibung kann ich es ein wenig nachempfinden und was bleibt ist dieses Gefühl das es mir irgendwann vielleicht ähnlich gehen könnte ... ich kann es mir heute nicht vorstellen und trotzdem glaube ich das sich vieles irgendwann ändert ...
Danke, mein Herz ist jetzt wieder warm und ich denke puhh es geht nicht nur mir so.Teilen ist gut!
Liebe Grüße
Stefie
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