Bei uns gab es einen Neuzugang in der Familie: Franz.
Und das kam so:
Schon seit dem letzten Winter wollte ich gern eine Puppe für Vincent machen. ich hatte einfach das Gefühl, dass er eine braucht. Ich hatte mir auch nach dem Puppenkurs bei Mariengold das Material gekauft, wagte mich aber so ganz allein einfach nicht ran. Nun endlich gab es Gelegenheit für einen neuen Puppenkurs, den machte ich diesmal bei
Julia. Ich war sehr gespannt, ob es anders, ähnlich oder genauso werden würde, eine Puppe zu machen.
Der Kurs war am letzten Samstag im Kunstgewerbehaus in Berlin Zehlendorf, das war schon mal anders, denn bis Zehlendorf fahre ich nur 30 Minuten. An nur einem Tag wird die Puppe gemacht. Ob ich das überhaupt schaffen könnte.
Ja, die Puppe wurde grundsätzlich fertig. Der Kurs bei
Julia war anders, sie verwendet andere Techniken in der Kopfformung, die Puppen bekommen einen Hals, die Arme werden anders befestigt und festgenäht aber es war auch deshalb anders, weil ich in diesem Kurs die einizge Mama war, die eine Puppe machen wollte. Die anderen Frauen waren alle Großmütter, die für ihre Enkelkinder nähten. Die meisten hatten viel mehr Näherfahrung als ich.
Die Begleitung von Julia war aufmerksam und doch zurückhaltend. Die Technik der Kopfformung gibt meiner Meinung nach sehr viel mehr Spielraum für die ganz persönliche Gestaltung. Es sind am Ende sehr unterschiedliche Puppen enststanden. Bei Maria waren es am Ende auf jeden Fall Mariengoldpuppen. Die Wahl des Nähmaterials hat mir bei ihr allerdings besser gefallen. Aber um besser oder schlechter kann es gar nicht gehen.
Es wurde meine Puppe und ich habe schwer gerungen. Die Konzentration, die ich beim Nähen aufbringen muss, strengt sehr an. Ich hatte nicht genug zu essen dabei und zum Abend wurde mir kalt. Das Sticken der Augen, die ja sehr den Ausdruck bestimmen war eine intensive Arbeit.
Ich entschied mich für einen blonden Kurzhaarschopf, das Annähen der Perrücke blieb als Arbeit noch für zuhause übrig, kurz vor 20.00 Uhr konnte ich das einfach nicht mehr. Julia hatte mir eine dunkelblaue Latzhose mitgebracht, damit war der Bub schon mal grundsätzlich angekleidet.
Tja, und am Dienstag war er fertig und wurde Vincent gegeben und wirklich ins Herz geschlossen. Die Idee war, ihm einen Freund an die Seite zu geben, der vielleicht an einen Piraten erinnert. Mein Namensvorschlag war darum Michi, so heißt der Freund von Kapitän Sharky. Aber er sah ihn einen Moment an und sagte: Neine Mama, der heißt Franz!
Franz schläft im Bett, sitzt beim Frühstück, durfte sogar mit in den Kindergarten, und dass, obwohl zu befürchten war, dass er gehänsellt wird von den anderen Jungs.
Heute ist nun noch sein erster Pulli fertig, kurzärmlig, im Bett ist es warm. Er braucht ja noch Jacke, Schuhe, Schal, Mütze und zum Fasching einen Cowboy-Hut.
Auf jeden Fall lag ich richtig, für Vincent ist diese Puppe gut. Und ganz sicher werde ich wieder eine Puppe bei Julia machen und einen Filzkurs auch. Es ist eine so schöne Erfahrung, eine Puppe zu machen, wenn sie einen dann endlich anschaut und ihr Wesen zeigt.