Mein Auto ist seit einer Woche caputt. In meinem Leben ist das eine der mittelschweren Katastrophen. Statt nun meinen Arbeitsweg in 25-30 Minuten zurückzulegen brauche ich 2 Stunden.
Ohne die Hilfe der Großeltern müsste ich ohne Auto meinen Job an den Nagel hängen, denn der Tag ist ohne sie nicht organisierbar.
Im Moment beginnt der Tag morgens um 5.40 Uhr. Um 6.30 Uhr gehe ich mit den Kindern über den Acker zu den Großeltern. Der Opa füttert dann gerade die Enten. Ich setze mich nach langem Abschiedsweh aufs Fahrrad und fahre drei Kilometer zum Bus. Das ist an sich überhaupt nicht schlimm, es ist eher die einzige angenehme Begleiterscheinung, denn ich fahre durch den Wald, sehe die Sonne durch die Bäume und höre den Vögeln zu, komme dann auf das Klostergelände, wo ich das Rad am KIndergarten abstelle und zum Bus laufe.
Als ich das erste mal mit dem Rad wegfuhr und die Kinder zurückließ, war das für Vincent beinah unerträglich, mit Wut und Trauer gab es einen nervenzehrenden Abschied. Nun nach ein paar Tagen nimmt er gelassener am Gartenzaun Abschied:
Mama: Willst du mich noch bis zum Dorfausgang begleiten und dann zurückfahren?
Vincent: Nein Mama, du kannst Dich allein begleiten, du fühlst Dich ja nicht so allein.
Mama: Aha, gut dann denke ich eben an Dich.
Vincent: Denke doch lieber an alle Menschen, das sind mehr! Schöne Arbeit Mama!
Ich fahre dann 65 Minuten Bus, steige dann in einen Stadtbus in Potsdam und fahre noch mal 15 Minuten, ja und dann ist es wirklich 8.30 Uhr.
Das zehrt etwas an den Nerven. Nachmittags hole ich dann das Rad wieder und radel nach hause. Gestern rief mich ein Papa von einem Freund von Vincent. Ich hörte ihn erst nicht, fragte ihn dann aber, ob er die Probetermine für das Märchenspiel im Kopf hat. Ich selbst habe keinen Kalender, in den ich so etwas eintrage. Er wusste es auch nicht, war aber verblüfft: Du hast keinen Kalender? Du bist doch eine Business-Lady.
Da war ich verblüfft und hab auf dem Radweg darüber nach gedacht. Ich muss sagen, dass ich wenn überhaupt einfach nur zwangsbusy bin, weil ich muss. Vielleicht hätte ich sogar lieber ein Salatbeet und Laufenten, die die Schnecken vertilgen. Vielleicht.