Martinstag an einem Sonntag ist herrrlich entspannt. Es war ein schöner Abend bei Liedern, geteiltem Brot, leuchtenden Laternen und einem Lagerfeuer.
Ganz außergewöhnlich hat Elisabeth sogar einen Mittagsschlaf gehalten, eher zwangsweise, denn unser aller Tag begann vor 5.00 Uhr, weil sie schon mal wach war.
In der Kirche wurde ihr etwas langweilig, darum hat sie zu den schönen Bildern vom Martin auf dem Pferd sehr laut "Hopp hop hopp, Pferdchen lauf galopp" gesungen. Ich würde sagen, das Kind ist ein Partypeople.
Vincent war am Programm beteiligt und sang darum nur ganz vorsichtig mit.
Mein Vincent!
Schon lange habe ich bemerkt, dass er in seinem Bewegungsablauf "Laufen" unrund aussieht. Lange ahbe ich gehofft, dass es sich "verwächst".Jetzt im Sommer wurde es durch einen extremen Wachstumsschub auch für andere Menschen offensichtlich, dass er Schwierigkeiten hat. Er kann den Bewegungsablauf "Rennen" nicht mehr als sagen wir 5-10 meter darstellen und auch die sehen sehr schwerfällig aus.
Vincent ist jetzt mit seinen 4,5 Jahren so groß wie ein siebenjähriges Schulkind.
Im Sommer hatten wir eine Termin beim Orthopäden, der uns nach 5 Minuten wieder losschickte und Gymnastik für den oberen Rücken verschrieb. Während der Gymnastiktermine wurde mir klar, dass das kompletter Unsinn ist und nichts erreicht wird. Es geht nicht um eine Verspannung sondern um eine Fehlstellung, die sich schon seit dem Laufen Lernen verfestigt hat.
Es folgte ein Gang zur Osteopathin. Nach dem zweiten Versuch hatten wir Glück. Eine Osteopathin, die sich auch mit schwierigen Kindern auskennt hat ihn behandelt, behandeln können! Vincent reagiert sehr emotional mit verbaler und offner Aggressivität und Verweigerung. Aber sie hat ihn gekriegt, bei sich behalten können und hat nun zusammen mit einer Ergotherapeutin einen Behandlungspan aufgestellt. Nächsten Freitag geht es los. GAAAANZ langsam. Nach den Vorgesprächen bin ich sehr zuversichtlich, dass alles gut wird. Uns erwarten allerdings etwa 40 Behandlungsstunden in Potsdam, was eine enorme Belastung für die Familie darstellt.
In den ersten 2-3 Stunden wird die Ergotherapeutin ausschließlich Kontakt zu Vincent aufnehmen und ihn kennen lernen. So hoffe ich, dass er auch motiviert mit macht. In der schon erfolgten Physiotherapie erwies er sich für ungeübte Therapeuten als nicht therapierbar. Geschockt und mit Tränen in den Augen saß ich in den Behandlungsstunden und habe jetzt viel Zeit in der Furcht verbracht, dass Vincent naja, nicht ganz normal ist. Ich will es mal so sagen, diese Stunden machten deutlich, was ich zuhause in den ersten Jahren mit ihm erlebte, dass er sozial sehr schwierig reagiert. Vieles hat sich schon so gebessert, dass der Alltag einfach toll läuft. Und ganz krass heißt das, dass ich mit dem Gedanken spielte, ob hier eine Form des Authismus vorliegt, Asperger Syndrom!
Ob das so ist, weiß ich nicht, ich werde es in sehr naher Zukunft nicht testen lassen. Wir haben jetzt soviel anderes vor. Die Ergotherapeutin erklärte auch, dass die Behandlung in sein "Inneres" eingreifen wird. Die Spannungen, die zu der Fehlstellung führten sind sehr wahrscheinlich psychischer Natur und wir werden daran arbeiten.
Zunächst sind 10 Stunden verordnet, aber das ist nur der Anfang.
Nun habe ich das wirklich alles mal kurz und knapp geschrieben. Darf ich sagen, dass ich mich mutig finde! Denn sich selbst all das einzugestehen, ist nicht leicht.
Auch ich arbeite an mir, an meinen Erwartungen an meine Kinder, an meiner eigenen Kindheit...und noch vieles mehr muss kommen. Ich hoffe, dass es für Vincent leichter wird, für uns alle harmonischer.
Er selbst merkt all das entweder nicht oder reagiert mit aktivem Selbstschutz. Er findet, er ist der schnellste Flitzer der Erde, der schlauste Bruder der Welt und der mutigste Pirat aller Zeiten sowieso. Krokodile dürfen Lisi nicht beißen, sonst kommt er mit seinem Bogen und Wölfe werden gnadenlos verjagt, logisch.
6 Kommentare:
Ach Mandy. Ich kann mir nur in etwa vorstellen, was das mit einer Mutter macht, das ist nicht einfach.... aber du weisst am allerbesten, dass dein Vincent ganz toll ist, und zwar ganz genau so, wie er ist . Ihr werdet das ganz toll hinkriegen! Ich drück dich mal!
Danke Kerstin.
Wenn man es schreibt, klingt es auch sehr dramatisch.
wir kriegn das hin, ganz bestimmt und ich bin vor allem froh, dass uns endlich jemand ernst genommen hat.
Darf ich sagen......, dass ich dich auch ziemlich mutig finde, in deiner Sicht der Dinge nach innen und nach aussen...?
Aber den ersten (und schwierigsten?) Schritt hast du jetzt gemacht. Wenn ich das jetzt richtig herausgelesen habe, seid ihr auch in einer Einrichtung gelandet, die interdisziplinär arbeitet? Das finde ich sehr wichtig - viel Glück!
( in diesem Zusammenhang total unwichtig - aber ich bin neugierig - wie ist denn die Geschichte mit dem Tragetuch ausgegangen? Hat das geklappt? )
Ich hab gestern schon 5 Ansätze gehabt, um einen Kommentar zu hinterlassen und bin daran gescheitert, dass ich ja überhaupt nicht weiß wie das als Mutter so ist und trotzdem find ich Dich total mutig. Kerstin hat es gut ausgedrückt und dem schließ ich mich an.
Liebe Simone: das mit dem Tuch hat gut geklappt und war eine super "Investition", denn Bay Nummer 2 ist schon fast auf der Welt udn will ja auch getragen werden. Danke DIR!
Das andree: das Haus arbeitet vorrangig im körperlichen bereich, allerdings mit interdisziplinär ausgebildeten Therapeuten. Es sit ja auch so, dass man auch bei einer evtl. geistigen Störung in diesem Alter über den Körper arbeiten würde.
ich will noch mal sagen, dass bei Vincent keinAuthismus diagnostiziert ist, vielleicht vorliegt. Die therapie beinhaltet sensomotorische Integration, die Diagnose lautet Wahrnehmungssstörung.
ich wartejetzt mal ab. Die osteopathische Behandlung hat schon mal gewirkt, er sieht beweglicher aus und lockerer.
Lieber Blumenmond: dramatisch war es, als ich in der Luft hing, jetzt gerde geht es mir gut, weil wir ansetzen und dran arbeiten...und Vincent ist im Vergleich zu vor sagen wir anderthalb Jahren ein ausgglichenes Kind.
Mutig, auf jeden Fall und mitten drin und das ist was zählt - nämlich auf dem Weg. Ich stelle esmir unheimlich schwer vor, das erkennen und eingestehen und das Hilfe finden und bekommen. Ich drücke Euch ganz kräftig die Daumen das die Sitzungen ihn gut weiter tragen werden...
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