Samstag, Juni 20, 2009

Kirschsuppe mit Klütern

Das gibt es hier heute zu essen. Kirschsuppe ist so untrennbar mit wunderbaren Kindersommern verbunden, dass ich nie ohne Sentimentalität an die Arbeit gehen kann. Vorhin habe ich die Kirschen gepflückt, süße schwarze Kirschen und auch saure Kirschen. Die werden nun einfach mit Wasser aufgesetzt und dann, wenn alles kocht, dann kommen die Klüter drann. Meine Klüter mache ich wie meine Oma, also wie ich sie aus meinen Kinderjahren kenne. 2 3Eier und Mehl dazu, bis eine weichfeste Masse entstanden ist, diese Masse in die kochende Suppe tropfen, träufeln, vorsichtig vom Löffel rutschen lassen, dann noch ein paar Minuten kochen. Fertig ist die Suppe. Mit meinem Onkel, der nur ein paar Jahre älter sit, saß ich früher am Tisch und wir stritten um die dicksten Klüter.
Vor Jahren kam ich mit einer Freundin auf diese Suppe und sie schwärmte von der Kirschsuppe ihrer Oma, ebenfalls mit Klüter.
Wir kochten sie also zusammen, sie war für die Klüter zuständig. Mit Verwunderung und Schrecken sah ich sie Wasser und Mehl zu einer grauen Masse zusammenrühren und war vielleicht nicht ganz unvoreingenommen beim Kosten der Suppe, bei der nun mal alles an diesen Mhelklößchen hängt. Es war widerlich und ich beschwor sie, ihr Rezept doch um Eier zu bereichern. Ich weiß nicht, wie sie das heute macht, wir haben uns aus den Augen verloren.
Der Schreck saß jedenfalls tief bei mir und ich habe die Jahre genutzt, darüber nachzudenken, wieso man Wasser und nicht Eier nimmt. Am Ende ist es wohl so, dass ihre Oma aus noch ärmeren Verhältnissen stammt als meine Oma, die immerhin vom Lande kommt und ein paar Hühner, Schweine und Kühe versorgten die zeitweise 11-köpfige Familie. Ihre Oma stammte aus einer Kleinstadt und Eier waren sicher rar. Das tut mir sehr leid.

In meinen nun gerade vielbeschworeren Kinderjahren war die Kirschsuppe im Juli kein Hauptgericht mehr sondern ein Beigericht zu Kartoffelpuffern. Die späten dunklen Knuppern sind nämlich zeitgleich mit den ersten jungen Kartoffeln reif und aus letzteren bereitet man (nein meine Oma) die besten Kartoffelpuffer der Welt.

Ich wäre natürlich nicht Mandy, wenn ich beim Abschmecken oder besser Kosten meiner Suppe nicht feststellen würde, dass es irgendwie nicht ganz rund ist und darum kommt dazu: der Saft einer Zitrone und eine Messerspitze Zimt, soviel, dass der Zimt alles rund macht und so wenig, dass es nicht nach Weihnachten schmeckt. In ganz waghalsigen Minuten würde ich auch noch Ingwer drangeben.

Guten Appetit!

14 Kommentare:

Laufmauselke hat gesagt…

Liebe Mandy, erst einmal noch ein großes Lob und Dankeschön für die vielen schönen Bilder in Deinem Blog.
Das mit dem Essen und der Kindheit ist bei mir auch oft verknüpft. Bei mir kommen immer Kindheitserinnerungen auf, wenn es Kartoffelpuffer gibt. Sie dürfen natürlich nicht aus der Tüte sein, sondern aus frischen Kartoffeln und mit gaaanz viiiel Zwibeln, hmm, lecker.
Liebe Grüße an Dich und Deine nette Familie von
Laufmaus Elke
@Der Junge mit den goldenen Haaren ist einfach goldig:-)

Blumenmond hat gesagt…

Oh Mandy, das weckt auch bei mir Kindheitserinnungen. Bei uns wurde die Kirschsuppe aus den Kirschkernen gewonnen. Es wurden also Kirschen entsteint, die dann eingeweckt wurden. Die Kirschkerne wurden ausgekocht, die Suppe angedickt und dann mit ein paar Originalkirschen bestückt. Bei uns gab es Grießklöschen in die Suppe. Mensch, was war das immer lecker. Zimt dazu finde ich prima.

trailfüchsin hat gesagt…

So Klütern heißen die bei Dir! :)

Bei uns heißen die Klunkern! Und die Suppe wird mangels Kirschen dann mit Backobst gekocht. Heißt dann "Kunkernsuppe". Zimt und so kommt auch noch rein!

LG Monika

Frau Mohr hat gesagt…

DAVON hätte ich jetzt aber gerne ein Bild gehabt...unter "Klütern" kann ich mir so überhaupt nix vorstellen, ich weiß auch nicht ob es hier in der Region etwas Vergleichbares gibt. Muss mal meinen Papa fragen, der kennt sich mit "Essen von früher" ja immer bestens aus.

Klingt auf jeden Fall interessant, Deine Klütern.

Blumenmond hat gesagt…

Frollein, gehöre ich nicht (bzw. mein Aufzuchtort) zu Deiner Region?

Anonym hat gesagt…

von einer kirschsuppe habe cih noch nie gehört... vielleicht etwas traurig? mh - auch milchreis oder griesbrei gab es bei mir als kind nicht - suppen oder eintöpfe sowieso nicht - meine Mutter mochte sie nicht, schon als sie Kind war.

Heute jedenfalls liebe ich Suppen und wenn bei Noemi die ersten Kirschen reif sind und für mich ein paar abfallen (wahrscheinlich muss ich sie aber selbst pflücken ;D) dann werde ich Clara eine solche Kirschsuppe kochen - mit Eiern.

Danke mandy!
Wundervoll!

Frau Mohr hat gesagt…

Frau Blumenmond, ich denke in ländlich-lukullischer Hinsicht gehörst Du nicht zu meiner Kindheits-Region, ich komm' ja jebürtisch aus dem Westerwald ;)

amandajanus hat gesagt…

@Elke: vielen Dank für das Lob. Kartoffelpuffer sind schon was sehr feines...

@Anja: also das mit dem Auskochen der Kirschkerne fidne ich ja oberspannend. Ich weiß schon, dass Kirschsuppe mit ausgesteinten Kirschen nach gar nichts schmeckt....der Geschmack liegt in den Kernen.

@Fr. Holle: ja bitte fragen Sie unbedingt Ihren Herrn Vater, das interessiert mich sehr, was er dazu zu sagen hat. Sowas gibt es bestimmt auch bei Euch, vielelicht ehre als Grütze oder so...aber das ist ja auch eher nordisch. Hm.

@Julia: meine Mutter aht sowas auch nicht gekocht, sie hasste Suppen und kannte solche Rezepte auch nicht. Das kam alles vond er Oma.

Liebe Monika, Klunkern tät ich ja auch gern in der Suppe finden. Mir scheint, im Harz stapelt man da etwas hoch :-)).

Ich fidne wirklich, dass das ein spannendes Thema ist. Vielleicht weiß Ralf ja noch was dazu.

michi hat gesagt…

Ach ist das schön, es scheinen ja doch noch viele diese Suppe zu kennen. Meine Oma hat sie früher auch für uns gekocht und wir haben sie geliebt. Heißt und innig. Wie oft kam die Frage "Oma, wann gibt es denn wieder Kirschsuppe?" Große strahlende Kinderaugen wenn es sie dan gab. Man haben wir uns immer gefreut.
Heutzutage, also von den Jüngeren, kennt das wahrscheinlich kaum jemand.
Bei uns wurden die Klunkern (ich kannte bis gerade auch nur den Begriff) übrigens auch ohne Eier zubereitet.

trailfüchsin hat gesagt…

Unsere Klunkern kommen nicht aus dem Harz! :D

Ne, das Rezept ist von Schwiegeromi und die stammt aus Lettland. Ihr Flüchtlingsweg ging über Russland übrigens nach Groß- Glienicke in eure Gegend. Dort haben sie recht lange gelebt,denn Thomas Mutter hat viele Kindheitserinnerungen daher und einige Verwandtschaft gibt es dort auch noch.

Frau Mohr hat gesagt…

Schönen Gruß von meinem Papa ;) Er kennt aus seiner Kindheit nur "Kluntesupp", das ist allerdings eine Milchsuppe in die eben die "Klunte" gegeben werden - aber Deine Kirschsuppe fand er auch spannend ;)

amandajanus hat gesagt…

ja, das kenne ich auch noch. Klütersuppe, da sind dann diese Mehleierklüter in Milch gekocht. Auf deinen papa ist eben Verlass.

mandy

Anonym hat gesagt…

Aus ganz neuen Kartoffeln, noch dazu von den allerersten Frühkartoffeln des Jahres, Puffer zu machen, ist in meinen Augen aber dann doch Sünde. Da gehen doch eigentlich nur Pellkartoffeln und Quark oder Butter (dann kann man den Quark auch weglassen).

Beim Blick aus dem Fenster stelle ich gerade fest, dass unsere Kirschen auch bald soweit sind. Da koche ich aber wieder Marmelade draus. Die finde ich auch göttlich.

Anonym hat gesagt…

Heute gab es endlich auch bei uns wieder Sauerkirschsuppe mit Klütern- ein echter Selbstläufer. Und es ist immer ein Stück Heimat verbunden mit der Erinnerung an die Familie, die nicht mehr bei mir ist. Die Bilder kommen dann wie von selbst und man wird beim kochen und natürlich schlemmen immer fröhlicher. Und so hab`ich sie dann alle wieder an meinem Tisch!