Im Bus sitzen und zur Arbeit geschaukelt zu werden hat ganz viele Nachteile und nur ganz wenige Vorteile, so richitg fällt mir nur einer ein: ich kann zumindest auf der Hinfahrt am Morgen lesen, auf der Rückfahrt kann ich das nicht, da kämpfe ich mit Atemtechniken aus dem Geburtsvorbereitungskurs gegen die aufsteigende Übelkeit und hoffe nur, dass ich heil heimkomme.
Aber morgens lese ich und manchmal lege ich das Buch beiseite, träume die letzten Worte noch einmal nach und träume manchmal ein paar eigene Worte dazu. Und hier liegt dann doch noch ein Vorteil des Busfahrens versteckt, ich kann die Gedanken zu Papier bringen, sofort. Oft nur einzelne Sätze, manchmal entspinnt sich ein bisschen mehr. Ich habe für das Phänomen der "in guten Worten daherkommenden Gedanken" eine eigene Schublade aufgemacht, sie heißt: "Wenn die Muse zweimal klingelt". Dann ist es nämlich so, dass man zur Tür rennen sollte, sie wartet nämlich nicht gern und fliegt schnell weiter.
So sind während der Autofahrten zur Arbeit schon Aufsätze im Kopf entstanden, die bestimmt schon hier und da ein hundertstell Welträtsel gelöst haben....aber leider nie aufgeschrieben werden konnten, denn sie sind abends nach einem langen Tag weg. Die Muse hängt den Beutel mit Ideen eben nicht an die Klinke mit einem Zettel: bitte niederschreiben, wenn mal Zeit sein sollte. Im Bus nehme ich dann einfach einen Stift und meist meinen Kalender und schreib ein bisschen auf.
Aus all dem ist zu schließen, dass diese Schublade " wenn die Muse zweimal klingelt" wie ein Süßigkeitenfach ist, es liegt schnell mal ein großes Paket Pralinen drin und wenn man wieder reinschaut, dann ist es leergefressen.
Was lese ich denn nun im Moment? Ich lese Tania Blixen. Kurze Geschichten, die Schicksal, das Leben und Kausalität und unsere Anhänglichkeit an höhere Mächte zeigen. Sie sind schön, atemberaubend und Leben offenbarend!
Ab und an stelle ich mir selbst die Frage, ob ich nicht mal eine Geschichte schreiben will. Damit ist es ein eigenartig Ding. Man muss sie dazu kennen. Das erfordert Abstand, Zeit muss vergangen sein oder Raum dazwischen liegen um die Verwicklngen, die ein Ziel haben auseinanderzufädeln.
Und wenn ich in den Geschichten der Blixen lese, dann bin ich mir bewusst, dass ich das nicht kann, ich kenne die Überraschung hinter der nächsten Ecke nicht und ich finde solche Worte voller Einfachheit und Kraft nicht.
Zuletzt beeindruckt hat mich die letzte Geschichte der Blixen " Ehrengard" in der ein Künstler ein Mädchen verführen will. Der Künstler macht eines Morgens eine Wanderung und setzt sich zu seinem Frühmahl an einen Weidenstamm, isst sein Brot und trinkt das Wasser des glasklaren Baches. Als er fertig ist, schreibt sie folgenden Satz für den Künstler:
"Als seine schlichte Mahlzeit beendet war, lehnte er sich an einen Weidenstamm und blieb so, dem Universum aus tiefstem Herzen Beifall spendend, geraume Zeit sitzen."
Da dieser Satz nun gesagt, geschrieben ist, was bleibt mir denn noch mehr übrig als gedankenvoll mit dem Kopf zu nicken und zu antworten:
JAWOHL, LEST BARONIN BLIXEN! Ich kenne das, denn ich saß schon an einem Weidenstamm und spendete dem Universum Beifall....und der Baronin auch!
7 Kommentare:
Ohne Worte.
Da spende ich doch Dir mal Beifall, auch soeben eine schlichte (nicht-vegane;)Mahlzeit verzehrend.
Du gerade sehr schön gesagt, was mir auch des öfteren so durch den Kopf geht. Größter Fehler ist, glaube ich, das Zurückzucken vor dem, was man eigentlich möchte, was aber andere... Geht mir aber genau so.
Schöööön!
Ich habe auch einiges von Tania Blixen. Finde die Frau einfach gigantisch. Ist noch besser als in "Stolz und Vorurteil" da hinzuschmelzen! ;-)
LG Monika auch oft mit Stift und Papier bewaffnet
Peinlicherweise habe ich von Tania Blixen noch gar nichts gelesen - eine Bildungslücke, die ich nach diesem Blogbeitrag unbedingt füllen will. Da ist mir ein Juwel durch die Lappen gegangen - vielen Dank für den Tipp!
Und ich hoffe, dass du immer ein offenes Ohr für die klingelnde Muse hast und ihr dann ganz schnell die Tür aufmachst. Erst einmal "nur für dich"! Und vielleicht findet dann der eine oder andere kluge Gedanke in wohlklingenden, poetischen Worten auch seinen Weg in diesen Blog. Wäre schön!
Liebe Grüße - ich wünsch dir weiterhin schaffensreiche Busfahrten
Anne
Hmmm...ob mir Frau Blixen gefallen könnte? Ich hab's ja nicht so mit der philosophischen Kost, Du bist da einfach intellektueller ;)
aber aber, die Geschichten der Blixen sind so, dass man meinen könnte, sie sitzt am Kamin uund beginnt einfach zu erzählen. Es war einmal....
So einfach, dass sie manchen vielleicht zu einfach sind.
sie sind schön.
mandy
Wenn Du nicht solche Worte voller Kraft und Einfachheit findest, dann weiß ich es nicht. Wer, wer nicht Du?
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