Montag, Oktober 02, 2006

Drei Arten des Verfalls

Es war einmal ein Tag, da hatte ich frei und an diesem Tag war ich in Brandenburg an dem kleinen Park am Theater und am Industriemuseum und dann noch am Dom.
Als mein Besuch in der Stadt beendet war und ich auf dem Rückweg im Auto saß da hatte ich die Idee, über diesen Besuch zu schreiben. Dieser Bericht sollte ein Thema haben Und zwar:
Drei Arten des Verfalls.
Ich beginne von vorn.
Zunächst stand ich am Theater, dort ist die Goethestraße und dort ist Brandenburg so, wie ich es aus meinen Kindertagen in Erinnerung habe. Verfallen. In schlimmem Sinne. Denn die Häuser bröckeln, die Menschen haben einen stumpfen Blick, hier will man nicht wohnen. Es gibt wie überall Lichtblicke, ich sah verwahrloste Rosenbüsche in den Vorgärten längst verlassener sich selbst überlassener Mietshäuser und daneben zartviolette Herbstzeitlose. Ganze Straßenzüge sind verfallen. Das ist Brandenburg.
Danach war ich am Dom. Der wird saniert. Ein massiver Backsteinbau. Im Innern der mittelalterliche Altar, der einst im Zisterzienserkloste zu Lehnin stand. Ich hörte hier schon alte Musik. Aber der Bau ist gefährdet. Die Gassen hier herum sind romantisch. Die Häuser verfallen versteckt hinter prachtvollem Efeu. Das ist Verfall, der uns weich und wehmütig stimmen kann. Man sinniert ein wenig über den Tod und die Vergänglichkeit aller Macht und Größe und findet über einen Kaffee und warmen Streußelkuchen wieder zurück in die eigene Welt. Man träumt da gut. Das ist Brandenburg.
Zuletzt war ich am Industriemuseum. Hier war ich schon mal, als diese Museum noch ein arbeitendes Stahlwerk war, der Siemens-Martins-Ofen war glutheiß, es war laut und die Männer mit Muskeln aus dem eisen, das sie fertigeten, machten einen Probe-Abstich. Das war spannend. Wenn im Stahlwerk der Abstich gemacht wurde, dann war das in meinem Heimatdorf am Himmel zu sehen, denn er war rotgefärbt. Heute arbeitet hier niemand mehr. Darum blicken die Augen der Menschen ind en verfallenen Häusern so stumpf. Brandenburg ist eine Stahlwerkerstadt. Hier am Werk gibt es gar keinen Verfall. Die Fassaden sind sauber abgestrahlt und im Foyer probt eine Theatergruppe eine avantgardistische Vorstellunf vor interessantem Hintergrund. Den letzten Siemns-Martins-Ofen kann man besichtigen und auf dem Gelände stehen Eisenbahnwaggons mit Schrott zu Vernschaulichung dessen, was hier mal war. Das ist Brandenburg.
Soviel Brandenburg an einem Tag. Ich weiß keine Namen für die Arten des Verfalls.

1 Kommentar:

Phönix hat gesagt…

Steige hoch, du roter Adler, hoch über Sumpf und Sand... Passt nicht ganz, um nicht zu sagen, überhaupt nicht, aber das ist mir dazu eingefallen und geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. ;)

Phönix