Mittwoch, November 07, 2007

7. November

Ich weiß noch genau, was ich im letzten Jahr am 7. November tat. Es war der Tag, an dem ich im Haus in Nahmitz war, das Wetter war etwas besser, ich selbst war krank und ich stand auf dem Balkon und war traurig.
Die Welt hat sich gedreht, die Welt hat sich ein Jahr weitergedreht.
Vor ein paar Tagen war ich das letzte mal in der Wohnung in Potsdam, ich habe in Potsdam gelebt. Ich liebe diese Stadt und ich vermisse sie. Aber ein letztes mal irgendwo ist immer komisch. Ein letztes mal aus dem Fenster gesehen, auf der anderen Straßenseite ging die Frau mit dem kleinen weißen Hund spazieren, der schon so alt ist, dass sie ihn ziehen muss. Ihr Sohn hat ihn sogar getreten. Der Balkon ist voller Blätter, die ich nicht abfegen muss. In der alten Schule gegenüber geht der Gong. Ich maler eine letzte Kleinigkeit zwischen Küche und dem kleinen Esszimmer, das blau wie der Himmel war. Lars hilft mir beim Putzen und wischt gerade die Schränke ein leztes mal aus. Er geht mit allem Schaden mit, wie meine Freundin das nennt. Er trägt alles mit. Nun wische ich noch mal durch, Lars fegt und trägt dann Farbe und Putzzeug runter. Das war es. Ich sage zu Lars, siehe, hier habe ich gelebt, es war mein Zuhause. Und er sagt Ja, das war es. Dann spazieren wir noch durch die Anlage.
ich vermisse Potsdam, natürlich. Potsadm besuchen ist nichtdas gleiche. Viele Wege werde ich nicht mehr gehen. Vor allem die über die Feldfluren, die ich so geliebt habe. Oder den Weg am Krongut vorbei und der Bornimer Kirche, dann rechts den Steig am Wasserlauf lang, rüber ins Katharinenholz zu den düsteren Teichen und zurück dann an der Orangerie lang. Besuche beschränken sich auf Parks. Na mal sehen.
Ich habe auch Nahmitz vermisst, anders vermisst, hier habe ich gearbeitet, hier lebt auch mein Sohn und Lars. Man kann nicht alles haben. Ich kann nicht alles haben. Alles ist gut, so wie es ist...ich bin hier und ich bin ganz. Ich werde kein weiteres Jahr an diesem Tag daran denken, was einmal war, dass Lars verschwand und ich hilflos war. Im nächsten Jahr ist es nur der 7. November.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ach Motte...ja, man kann wirklich nicht alles haben im Leben, wenn der Weg sich gabelt muss man einfach in irgendeine Richtung gehen und hoffen, das es die richtige ist - ich wünsche Dir sehr das Dich Deine Weggabelung zum richtigen Ziel führt.

Alles bleibt anders ;)

Eine Umarmung aus Neuwied schick' ich Dir!

Kathrin hat gesagt…

mandy, so ich weiß, was Du empfindest, denn irgendwie müssen wir alle immer irgendwo und irgendwann einmal zuletzt sein. Du weißt ja, ich bin R.Mey-Fan, ich finde dieses Lied treffend, daß mir bisher bei jedem Umzug im Kopf rumspukte. Hier - ist für Dich:

"Der Abschied ist gekommen,
Ich glaub‘, ich füg‘ mich niemals drein,
Dabei hab‘ ich ihm lange schon entgegengeseh‘n.
Ich hab‘ nie Abschied genommen,
Ohne zerrissen zu sein,
Und einmal mehr wünschte ich jetzt, die Zeit bliebe steh‘n!

Doch das Leben ist wie ein reißender Fluß,
Der mich weitertreibt.
Der nie stehenbleibt.
Und erreich‘ ich ein Ufer,
Komm‘ ich doch nur zum Schluß,
Daß ich weitergehen muß.
Ja, ich weiß, die Stunden waren
Uns nur kurze Zeit gelieh‘n.
Wir sind uns nur begegnet, wie die Schiffe auf dem Meer,
Die sich im Vorüberfahren
Grüßen und dann weiterzieh‘n,
Dennoch, dich jetzt zu verlassen, fällt mir unsagbar schwer.

Dein Name wird mich begleiten,
Deine Stimme, dein Gesicht,
Dein Lächeln hab‘ ich tief in mein Gedächtnis geprägt,
Es wärmt mich in dunk‘len Zeiten
und es leuchtet, wie ein Licht
Auf den Straßen, wenn mir kalt der Wind entgegenschlägt!"

PS: Ich drück Dich!

Phönix hat gesagt…

Ach so! Langsam kommt Licht ins mystisch Dunkle! :D
Ich dachte immer, Lars sei Dein Sohn. Und Deinen Eintrag zu dieser Zeit vor einem Jahr hatte ich dahingehend interpretiert, dass der Vater Deines Sohnes mut-, aber freiwillig aus dem Leben geschieden war. :(
Offensichtlich ist er noch putzmunter und fegt jetzt die Trümmer Deiner zwischenzeitlichen Ehe-Eskapade auf. :D
Du musst zugeben, dass dies bei aller Dramatik, auch ein bisschen zum Grinsen ist.
Du scheinst etwas wehmütig, aber dennoch zufrieden zu sein. Und einen neuen Hund hast Du ja auch schon. ;)
Vor einem Jahr schrieb ich Dir: „Der Schmerz wird nachlassen, aber es werden Schatten bleiben.
Jetzt sage ich Dir: Die Schatten werden verblassen. Ich glaube, es kommt Dir jetzt schon wie ein Traum oder wie Film vor, der mit Dir nichts zu tun hat.
Und pass an der nächsten Weggabelung auf! ;)
Lieber Gruß
von
Phönix